Vorwort – wir sind uns bewusst, dass all unsere Projekte im psychologischen Bereich nur ein Anfang sein können und bei weitem nicht ausreichen, gemessen an dem Ausmaß der Traumatisierung der syrischen Flüchtlinge. Dennoch liegt uns die Arbeit in diesem Bereich ganz besonders am Herzen. Leider gibt es kaum umfassende professionelle Programme von großen Organisationen, um die vielfältigen Traumata der Kinder und Erwachsenen vor Ort zu begleiten. Sicherlich ist die Sprachbarriere ein Hindernis und wir sind besonders stolz darauf, dass unser Mitglied Dunja Khoury als arabischsprechende Psychologin sich diesem Bereich angenommen hat und ihn federführend mit viel Engagement und Herzblut betreut und weiterentwickelt.

Ein Ohr für Flüchtlinge – psychologische Betreuung

In das Flüchtlingslager Atmeh, Nordsyrien ist unser Mitglied und Psychologin Dunja Khoury mehrfach gereist, um besonders die psychologische Betreuung von Kindern sowie die Betreuung von Verletzten im Krankenhaus Reyhanli, Türkei zu übernehmen.
Zu dem Betreuungsprogramm gehören:

Spiele:
Für die Flüchtlingskinder ist jede Form der Ablenkung eine willkommene Abwechslung in dem tristen Lageralltag. Angeleitete Gruppenspiele oder Beschäftigungsaktivitäten ermöglichen es ihnen für einen kurzen Moment ihre Situation zu vergessen und einfach nur Kind zu sein. Da keine großen NGO´s auf syrischer Seite das Flüchtlingslager Atmeh verwalten, fehlt es an professionellen Beschäftigungstherapien, die den Kindern ermöglichen einen Teil ihrer Traumata, der Flucht oder des Verlustes von Familienangehörigen zu verarbeiten.

Maltherapieansätze:
Sowohl im Flüchtlingslager als auch in einem privaten Krankenhaus in Reyhanli laden wir die Kinder und auch Erwachsenen ein zu malen. Es ist manchmal der erste Schritt, um sich mit dem Erlebten auseinander zu setzen. Unser Mitglied Jessica Appelt erinnert sich: „Als wir im Mai 2013 im Krankenaus in Reyhanli ankamen und Dunja Khoury ankündigte, dass wir um 3 Uhr in dem Essenssaal ein Malangebot machen wollten, dachte ich mir nichts weiter dabei und erwartete die verletzten Kinder und deren Geschwister für diese Maleinheit.
Doch als wir um kurz vor drei den Saal betraten, war der lange Esstisch mit den Stiften, Tuschkästen und dem Papier - voll besetzt mit erwachsenen Patienten und dem Pflegepersonal. Sie alle warteten auf uns, dass wir zu malen beginnen ... ich werde nie vergessen, wie erstaunt und berührt ich war, dass all diese traumatisierten Menschen mit uns malten. Sie malten teilweise wie früher ihre Heimat ausgesehen hatte, aber auch die Bombardements oder die Fluchtszenen – es war so berührend ihren Eifer zu erleben und ihren Bedarf zu erzählen, was sie erlebt hatten oder wie schön ihre Erinnerungen an ihre Heimat waren."
Diese Arbeit ist unheimlich wichtig und wir setzten die Spendengelder u.a. für die Finanzierung der Materialien ein, als auch zur Finanzierung der Reisen um solche Aktivitäten durchführen zu können.

Gesprächseinheiten mit den traumatisierten Menschen:
Die meisten Flüchtlinge sind schwerst traumatisiert . Das Erlebte zu verarbeiten beginnt häufig damit, dass sie jemandem erzählen können, was sie erlebt haben und welches ihre persönliche Geschichte ist. Ein empathisches Ohr und aktives Zuhören sind Dinge, die diese Flüchtlinge lange nicht mehr erlebt haben. Am Anfang unserer Reise haben wir uns gewundert, wie schnell die Menschen uns ihre Geschichte erzählten, obwohl wir sie doch gar nicht kannten. Erst später wurde uns bewusst, welcher Druck dahinter steckt, diese Geschichten einmal jemandem zu erzählen, denn dort ist niemand der ihnen zuhören kann", erinnert sich Osman an seine Reise im Oktober 2013." Aber wem sollen sie auch ihr Leid erzählen – dem Nachbarn, der Gleiches erlebt hat und ebenfalls traumatisiert ist?" Umso wichtiger sind die Reisen, die wir in das Grenzgebiet machen um den Menschen dort ein Ohr für ihre persönliche Geschichte und ein bisschen Empathie zu schenken.

Unterstützen Sie unsere Arbeit und treten Sie gemeinsam mit uns für die syrischen Flüchtlinge vor Ort ein.