Schule der Hoffnung in Atmeh
Schweren Herzens mussten wir uns dazu entscheiden unsere "Schule der Hoffnung" im Atmeh Flüchtlingslager nach sieben Jahren einzustellen! Die Amal-Schule in Atmeh war und ist unser Herzensprojekt.
Der Aufbau der Schule im Atmeh Flüchtlingslager war unser erstes langfristiges Projekt als Verein, das Atmeh Flüchtlingslager der Kern um das herum unser Verein damals entstanden ist.
Damals in 2013 als die Grenzen noch offen waren und wir selbst vor Ort sein konnten und durften waren wir regelmäßig im Atmeh Flüchtlingslager. Mit engagierten und tollen Menschen vor Ort haben wir die Amal Schule aufgebaut. In den damaligen improvisierten Lebensbedingungen des Lagers und aus der Not entstand die Idee eine Schule dort aufzubauen, aufgebaut durch den Tatendrang vieler guter Menschen, die es sich zur gemeinsamen Aufgabe gemacht haben, den von ihren Heimatdörfern und Heimatstädten geflüchteten Menschen wieder ein Stück Normalität und Zugang zur Bildung zu ermöglichen. So entstand die Amal Schule, eine der ersten Schulen in dem wilden Flüchtlingslager. Amal – die Hoffnung. Es ging um die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die Kinder sind unsere Hoffnung für eine bessere Zukunft. Die Hoffnung, dass die Menschen in den von der Assad Diktatur befreiten Gebiete in Bälde in Würde und Freiheit leben dürfen, nachdem sie Unerträgliches ertragen mussten. Und so vergingen die Jahre, in denen die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Grausamkeiten und des Krieges allmählich schwand ohne dass wir sie gänzlich aufgaben. Es gab in den letzten Jahren immer wieder Menschen, die gekommen und gegangen sind, die Teil der Schule waren und ihre Spuren hinterlassen haben. Es war uns in den letzten Jahren immer ein Anliegen, in der lebensfeindlichen Umgebung den Kindern mit dem Schulbesuch eine Geborgenheit, eine Normalität und Freude zu geben. Denn wie können wir auf eine bessere Zukunft hoffen, wenn wir Millionen syrischen Kindern den Zugang zur Bildung verwehren und das seit vielen Jahren. Die Amal Schule konnte zwar nicht allen Kindern im Lager Zugang zu Bildung verschaffen, es war ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber für die Kinder, denen wir Zugang verschaffen konnten, wollten wir einen Unterschied bewirken. Durch Unterstützung vieler Spender und durch viele Spendenaktionen wie die der Marienau-Schule konnten wir viele Jahre unterbrechungsfrei die Schule vor Ort betreiben.
Doch die Entwicklungen der letzten Wochen, die sich seit Längerem bereits abzeichneten, ließen uns desillusioniert und enttäuscht zurück. Die Amal Schule war nicht mehr unser Projekt, sondern wurde nach und nach der Lagerverwaltung und den Behörden in Idlib unterstellt. Dass auf Schulprojekte der syrischen Zivilgesellschaft von Seiten politischer Kräfte derart Einfluss genommen wird, dass wir unsere gemischten Grundschulklassen nach Geschlechtern trennen mussten, dass die Musik und damit die Lebensfreude aus der Schule verbannt werden sollte, dass uns bei der Einstellung von neuen Lehrern und neuem Direktor die Mitsprache genommen wurde, dass die Kommunikation mit unserer deutschen Patenschule unter Aufsicht gestellt werden sollte, konnten und wollten wir nicht tolerieren und lehnen wir zutiefst ab. Unter diesen Umständen erscheint es uns nicht mehr möglich, die Schule weiter zu unterstützen, da wir nicht nur Geldgeber ohne Mitsprache sein möchten sondern aktiv das Projekt, das wir aufbauten, auch gestalten möchten.
Es ist die syrische Zivilgesellschaft, auf der unsere Hoffnung auf ein besseres Syrien liegt. Vor nichts hatte das totalitäre Assad Regime mehr Furcht als vor der syrischen Zivilgesellschaft. In ihr liegt unsere Hoffnung auf ein freies Syrien, in der Syrerinnen und Syrer in Freiheit und Würde leben dürfen. Umso entschiedener wehren wir uns gegen jegliche Versuche, egal von welcher Seite und Gruppierung, die versucht die syrische Zivilgesellschaft und deren Projekte an der kurzen Leine zu halten und gar zu unterdrücken.
Es schmerzt uns zutiefst, dass wir unter diesen Umständen unsere Schule der Hoffnung nicht länger betreiben können und das Projekt zum Ende Oktober beenden mussten– denn die Schule war und ist unser Herzensprojekt und unsere Hoffnung. Uns bleibt aber die Hoffnung, dass wenn sich die Umstände ändern und die syrische Zivilgesellschaft sich in freien Strukturen wieder entfalten darf und dass wir dann unser Schulprojekt in Atmeh fortführen können.
Wir bedanken uns bei allen Lehrerinnen und Lehrer für ihr Engagement, die sich mit viel Energie für ihre Schüler einsetzen und durch deren Einsatz das Projekt erst so lange erfolgreich durchgeführt werden konnte. Ihnen Allen wünschen wir Alles Gute für die Zukunft. Unser letzte Nachricht gilt unseren Schülern: Ihr sollt die Hoffnung nicht verlieren egal wie schwierig die Situation ist.